Hereditäre gastrointestinale Polyposis-Syndrome sind seltene erbliche Erkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für Darmtumoren bergen und etwa 1% aller Darmkrebserkrankungen verursachen. Sie zeichnen sich durch das Auftreten multipler Polypen im Gastrointestinaltrakt aus, wobei adenomatöse Polypen bei der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) und der MUTYH-assoziierten Polyposis (MAP) durch genetische Varianten im APC- bzw. MUTYH-Gen verursacht werden. Hamartomatöse Polyposis-Syndrome, darunter das Juvenile Polyposis Syndrom (JPS) und das Peutz-Jeghers Syndrom (PJS), folgen einem autosomal-dominanten Erbgang. Die genetischen Ursachen anderer Polyposis-Syndrome wie des hyperplastischen Polyposis-Syndroms (HPS) und der hereditären gemischten Polyposis (HMPS) sind noch nicht vollständig geklärt.
Bei den hereditären gastrointestinalen Polyposis-Syndromen handelt es sich um seltene erbliche Syndrome, die mit einem erhöhten Risiko für Darmtumoren einhergehen und für etwa 1% aller Darmkrebserkrankungen ursächlich sind. Sie sind charakterisiert durch das Auftreten multipler Polypen im Gastrointestinaltrakt und können weitere intestinale und extraintestinale Manifestationen hervorrufen.
Adenomatöse Polypen treten in erster Linie bei der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) und der MUTYH-assoziierten Polyposis (MAP) auf. Ursächlich für die Erkrankung sind pathogene Keimbahnvarianten im APC– bzw. MUTYH-Gen. Eine molekulargenetische Unterscheidung beider Erkrankungen ist aufgrund der unterschiedlichen Erbgänge für die korrekte Risikoeinschätzung von Bedeutung. In einigen wenigen Patienten mit (adenomatösen) Polypen und unauffälligem APC– und MUTYH-Befund können pathogene Varianten in den Genen POLE, POLD1 (Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis, PPAP) oder NTHL1 (NTHL1-assoziiertes Tumor Syndrom) nachgewiesen werden.
Zu den hamartomatösen Polyposis Syndromen (HPS), die teilweise schwer von den adenomatösen Syndromen abzugrenzen sind, zählen das Juvenile Polyposis Syndrom (JPS), das Peutz-Jeghers Syndrom (PJS) sowie das Cowden-Syndrom (PTEN-Hamartom Tumor Syndrom, PHTS). Alle drei Poylposis-Syndrome sind sehr selten und folgen einem autosomal-dominanten Erbgang. Weitere Syndrome, bei denen sich ebenfalls (selten) hamartomatöse Polypen manifestieren können, sind das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom (FLCN-Gen), MEN2-Syndrom (RET-Gen) und die Neurofibromatose Typ 1 (NF1-Gen).
Serratierte Polypen des Dickdarms sind charakteristisch für das hyperplastische Polyposis-Syndrom (HPS), dessen genetische Ursache allerdings bislang nicht ausreichend geklärt ist. Aktuell wird eine Korrelation der Erkrankung mit dem Nachweis von Keimbahnvarianten im RNF43-Gen diskutiert. Ein weiteres Polyposis-Syndrom, das mit multiplen Kolonpolypen verschiedener Entitäten einhergeht, ist die hereditäre gemischte Polyposis (HMPS). Selten vorkommende Duplikationen der regulatorischen Region des GREM1-Gens scheinen mit diesem Polyposis-Syndrom zu korrelieren.
null | Hereditäre Polyposis-Syndrome | Gene | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Adenomatöse Polyposis | - Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) - MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP) - Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis (PPAP) - NTHL1-assoziierte Polyposis (NAP) | APC, MUTYH, POLE, POLD1, NTHL1 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hamartomatöse Polyposis | - Juvenile Polyposis Syndrom (JPS) - Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) - Cowden-Syndrom (PTEN-Hamartom Tumor Syndrom, PHTS) | BMPR1A, SMAD4, STK11, PTEN | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Serratierte Polyposis | Hyperplastisches Polyposis-Syndrom (HPS) | RNF43 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Hinweis zur prädiktiven Diagnostik:
Bei der prädiktiven Diagnostik werden gesunde Risikopersonen untersucht, in der Regel erstgradige Verwandte von Betroffenen. Laut Gendiagnostikgesetz (GenDG) soll bei jeder diagnostischen genetischen Untersuchung eine genetische Beratung angeboten werden. Bei prädiktiver genetischer Diagnostik muss laut GenDG vor der Untersuchung und nach Vorliegen des Resultats genetisch beraten werden (§10, Abs. 2 GenDG).
letzte Aktualisierung: 12.7.2024