Léri-Weill Dyschondrosteose (LWD)

Synonyme: Langer mesomele Dysplasie (LMD), idiopathischer Kleinwuchs (ISS)
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Kurzbeschreibung

Die Léri-Weill Dyschondrosteose (LWD) ist ein Kleinwuchssyndrom, das durch eine Verkürzung der Gliedmaßen und eine typische Madelung-Deformität der Handgelenke gekennzeichnet ist. In den meisten Fällen wird sie durch eine Haploinsuffizienz des SHOX-Gens verursacht, welches für einen Transkriptionsfaktor kodiert, der für die normale Entwicklung der Gliedmaßen essentiell ist. Pathogene Veränderungen des SHOX-Gens können auch zu anderen Krankheiten führen, wie der schwereren Langer mesomelen Dysplasie (LMD) oder idiopathischem Kleinwuchs.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Léri-Weill Dyschondrosteose (LWD) ist ein pseudoautosomal-dominant vererbtes, disproportioniertes Kleinwuchssyndrom, welches sich vor allem durch eine mesomele Verkürzung der Gliedmaßen auszeichnet. Typisch ist eine Madelung-Deformität der Handgelenke, die sich im Laufe des Lebens – zumeist in der Pubertät – entwickelt. In den meisten Fällen ist die Ursache der LWD eine Haploinsuffizienz des SHOX-Gens, welches in der pseudo-autosomalen Region (PAR1) auf dem kurzen Arm beider Geschlechtschromosomen lokalisiert ist. Das SHOX (short stature homeobox)-Gen codiert für einen Transkriptionsfaktor, der eine Rolle in der Chondrozytenfunktion im Bereich der Wachstumsfuge spielt und für eine normale Entwicklung der Gliedmaßen notwendig ist.

Pathogene Veränderungen des SHOX-Gens treten in der kaukasischen Bevölkerung mit einer Inzidenz von etwa 1:1.000 auf. In bis zu 70% der Fälle von LWD werden ursächliche Varianten im SHOX-Gen nachgewiesen. Über 80% sind Deletionen des ganzen oder großer Teilbereiche des Gens und seiner regulatorischen Elemente. Sequenzvarianten im SHOX-Gen sind in den restlichen dieser Fälle ursächlich. Ein vollständiger Verlust der SHOX-Aktivität durch homozygote oder kombiniert heterozygote Veränderungen des SHOX-Gens führt zu einer Langer mesomelen Dysplasie (LMD). Die LMD ist eine deutlich schwerer verlaufende Form als die LWD.

Neben der LWD und der LMD ist eine SHOX-Defizienz auch mit den Skelettveränderungen des Ullrich-Turner-Syndroms und mit bis zu 2-5% der Fälle von idiopathischem Kleinwuchs assoziiert. Dies kann die Abgrenzung einer LWD von anderen Kleinwuchssyndromen deutlich erschweren. Der klinische Phänotyp bei SHOX-Veränderungen variiert zudem stark und kann sich in einigen Fällen sogar innerhalb einer Familie bei Trägern der gleichen Veränderung in sehr schwerem dysproportioniertem Kleinwuchs bis hin zu mildem Kleinwuchs mit oder ohne klinisch und radiologisch nachweisbare Anomalien äußern. Die molekulargenetische Diagnostik hilft bei der rechtzeitigen Diagnosestellung einer SHOX-Defizienz und der möglichen Behandlung dieser Wachstumsstörung mit Wachstumshormon.

Léri-Weill Dyschondrosteose (LWD)
1 Gen
SHOX


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Léri-Weill Dyschondrosteose (LWD)Q77.8SHOX312865
Literatur

letzte Aktualisierung: 12.7.2024

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