Sphärozytose, hereditäre (Elliptozytose / Pyropoikilozytose inbegriffen)

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Kurzbeschreibung

Die hereditäre Sphärozytose ist eine häufige kongenitale hämolytische Anämie, die durch Defekte in Erythrozytenmembranproteinen verursacht wird. Diese führen zu Formverlust der Erythrozyten und erhöhter Membranpermeabilität. Symptome variieren von mild bis schwer und können Anämie, Ikterus und Splenomegalie umfassen. Die Krankheit ist genetisch heterogen, wobei die meisten Fälle autosomal-dominant vererbt werden und pathogene Varianten im ANK1-, SLC4A1-, SPTB-, SPTA1- und EPB42-Gen sein.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die hereditäre Sphärozytose (HS) ist die häufigste Ursache einer kongenitalen hämolytischen Anämie bei Kaukasiern. Die Prävalenz liegt bei ca. 1:2.000 bis 1:5.000. Die molekulare Ursache liegt in einem Defekt der Erythrozytenmembranproteine, die bei der Stabilisierung und Organisation der Plasmamembran eine zentrale Rolle spielen.

Abb.: Schematische Darstellung der Erythrozytenmembran mit den Proteinen Ankyrin-1, Band 3, α-Spectrin, β-Spectrin, Protein 4.2, GPA, CD47, LW, Rh und RhAG.

Ein Defekt in diesem Netzwerk führt zu einem Formverlust der Erythrozyten (Sphärozyten, Kugelzellen) und zu einer erhöhten Membranpermeabilität, gesteigerter Glykolyse und erhöhtem ATP-Umsatz. Die Sphärozyten werden frühzeitig über die Milz wieder aus dem Blutkreislauf entfernt.

Bei der hereditären Sphärozytose handelt es sich um ein klinisch, biochemisch und genetisch heterogenes Krankheitsbild. Betroffene zeigen hauptsächlich eine normozytäre hämolytische Anämie, Ikterus und Splenomegalie. Häufig finden sich auch Gallensteine. Die Klinik kann stark variieren von einer asymptomatischen Form bis hin zu einer schweren lebensbedrohlichen Anämie, die durch Transfusionen und Splenektomie behandelt werden muss.

Schweregrad
Anteil an Patienten (%)
Hämoglobin (g/dl)
Retikulozyten (%)
Bilirubin (mg/dl)
Sphärozyten (Blutausstrich)
Transfusionen
Leichte HS25–3311,0–15,02,2–61–2oft nur vereinzelt0–1
Mittelschwere HS60–708,0–11,0≥ 6≥ 2deutlich vermehrt0–2
Schwere HS2≈ 106,0–8,0≥ 10 (meist > 15)2–3deutlich vermehrt≥ 3
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Die Vererbung kann sowohl autosomal-dominant als auch rezessiv erfolgen, wobei ca. 2/3 aller Fälle einen dominanten Erbgang aufweisen. In Nordeuropa findet man bei bis zu 65% der Patienten pathogene Varianten im ANK1-Gen, welches für das Protein Ankyrin-1 codiert. Frameshift- bzw. Stopp-Mutationen führen dabei in der Regel zu einem dominanten Phänotyp und Missense- und Promotormutationen zu einem rezessiven Phänotyp. Als zweithäufigste Ursache sind ursächliche Varianten im SLC4A1-Gen beschrieben, die zu einem Defekt des Protein-Band-3 führen. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant. Des Weiteren sind in ca. 15-30% Varianten im β-Spectrin beschrieben, welches durch das SPTB-Gen codiert wird. In selteneren Fällen sind das α-Spectrin (SPTA1) oder das Protein 4.2 (EPB42) betroffen mit einem Anteil von jeweils unter 5%.

Sphärozytose Typ
Protein, Gen
Patienten mit HS
Erbgang
Schweregrad
Sphärozytose Typ 1Ankyrin-1, ANK1 USA und Europa 40-65%;
Japan 5-10%
AD, AR,
de novo
mild bis moderat
Sphärozytose Typ 2β-Spectrin, SPTB 15-30%AD,
de novo
mild bis moderat
Sphärozytose Typ 3α-Spectrin, SPTA1 <5%ARschwer
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Die Diagnostik der Sphärozytose basiert auf einer Kombination aus klinischen und laborchemischen Parametern.

Parameter (obligate Bestimmung)
Spezifizierung
Notwendigkeit der Untersuchung oder Bewertung des Nachweises (als diagnostisches Kriterium)
Familienanamneseautosomal-dominant oder -rezessivfakultativ
Splenomegaliekörperliche Untersuchung
Sonographie
fakultativ
Blutbild (maschinell)
  • Anämie
  • MCHC > 35,0 g/dl
  • Anisozytose (RDW > 15,5 %)
  • Pathologische Erythrozytenindizes1
fakultativ
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Die Untersuchung des SPTA1-, SPTB– und EPB41*-Gens kann auch bei V.a. auf eine hereditäre Elliptozytose oder Pyropoikilozytose durchgeführt werden, da diese ebenfalls durch Varianten in den genannten Genen bedingt werden.

Elliptozytose Typ
Gen
Protein
Erbgang
Anteil
Schweregrad
Elliptozytose Typ 1 (EL1)EPB41*Protein 4.1AD5%asymptomatisch/mild bis moderat
Elliptozytose Typ 2 (EL2)SPTA1α-SpectrinAD65%asymptomatisch/mild bis moderat
Elliptozytose Typ 3 (EL3)SPTBβ-SpectrinAD30%asymptomatisch/mild bis moderat
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Sphärozytose, hereditäre (Elliptozytose / Pyropoikilozytose inbegriffen)
5 Gene
ANK1
EPB42
SLC4A1
SPTA1
SPTB


zum Auftrag
Literatur

letzte Aktualisierung: 12.7.2024

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