Maligne Hyperthermie

Synonyme: -
Material
Untersuchungsdauer
Untersuchungsauftrag
Methode
Standort
benötigte Unterlagen
Ansprechpartner
Kurzbeschreibung

Die Maligne Hyperthermie ist eine genetisch bedingte Ca2+-Regulationsstörung der Skelettmuskulatur. Bei genetisch prädisponierten Personen kann dabei die Gabe volatiler Anästhetika sowie depolarisierender Muskelrelaxantien zu einer hypermetabolischen Stoffwechselentgleisung führen. Ursächlich sind pathogene Variante im RYR1- oder CACNA1S-Gen. Bei Patienten mit MH muss die Gabe von Triggersubstanzen vermieden werden.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Bei der Malignen Hyperthermie (MH) handelt es sich um eine genetisch bedingte Ca2+-Regulationsstörung der Skelettmuskulatur. Bei genetisch prädisponierten Personen kann dabei die Gabe volatiler Anästhetika (Flurane) sowie depolarisierender Muskelrelaxantien (z.B. Suxamethason) zu einer potentiell lebensbedrohlichen hypermetabolischen Stoffwechselentgleisung führen. Die Symptome präsentieren sich sehr variabel und reichen von moderaten Verlaufsformen mit geringer Ausprägung bis hin zur fulminanten MH-Krise. Klassische Anzeichen einer fulminanten MH-Krise in der Frühphase sind Tachykardie, Hyperkapnie, Hypoxämie und Masseterspasmen, in der Spätphase kommen Azidose, Hyperkalämie, Rhabdomyolyse und Hyperthermie hinzu. Durch das Antidot Dantrolen konnte die Mortalitätsrate bei MH-Krisen auf <5% gesenkt werden. Die Prävalenz der MH in der deutschen Bevölkerung wird auf 1:10.000 geschätzt. Die Inzidenz für eine fulminante MH-Krise liegt bei ca. 1:60.000. Bei prädisponierten Patienten muss die Gabe von Triggersubstanzen vermieden werden. Ohne Trigger-Substanzen besteht in der Regel eine inapparente Myopathie.

Pathogene Varianten im Ryanodinrezeptor 1 (RYR1) sowie im Dihydropyridin-Rezeptor (spannungsabhängiger L-Typ-Calciumkanal, CACNA1S) sind mit einer Prädisposition für MH assoziiert. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant mit unvollständiger Penetranz. Bei ca. 75% der MH-Familien konnten Varianten in einem dieser Gene identifiziert werden. Der Nachweis einer ursächlichen Variante  ermöglicht die Identifizierung weiterer gefährdeter Angehöriger anhand einer Zieldiagnostik. Bislang sind jedoch nur ca. 50 Varianten von der European Malignant Hyperthermia Group (EMHG) als ursächlich kategorisiert sind. Zudem wurden in den Studien nicht bei allen betroffenen Patienten Varianten im RYR1- oder CACNA1S-Gen identifiziert, so dass ein negativer molekulargenetischer Befund das Vorliegen einer MH nicht ausschließt. Daher sollte bei bestehendem Verdacht und negativem genetischen Befund bzw. auch bei Nachweis von Varianten unklarer Signifikanz der in vitro Muskelkontraktionstest (IVCT) zur Sicherung der Diagnose durchgeführt werden.

Maligne Hyperthermie
2 Gene
CACNA1S
RYR1


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Maligne HyperthermieT88.3CACNA1S114208
Maligne HyperthermieT88.3RYR1180901
Literatur

letzte Aktualisierung: 12.7.2024

Verwandte Diagnostik

Ahornsirupkrankheit (MSUD)

Die Ahornsirupkrankheit (MSUD) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, verursacht durch einen Defekt des BCKAD-Komplexe...

Mehr erfahren
Biotinidasemangel

Der Biotinidasemangel ist eine vererbte Stoffwechselerkrankung, die durch pathogene Varianten im BTD-Gen verursacht wird. Dies führt zu eine...

Mehr erfahren
Carnitinzyklusdefekte

Störungen des Carnitinstoffwechsels sind autosomal-rezessiv vererbte Störungen der mitochondrialen Oxidation der langkettigen Fettsäuren. De...

Mehr erfahren
Chlorid-Diarrhoe kongenitale

Die angeborene Chloridverlust-Diarrhoe (CCLD) ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Form chronischer wässriger Durchfälle, die durch ...

Mehr erfahren
Cobalamin-Stoffwechselstörungen

Genetische Störungen des Cobalamin-Stoffwechsels sind eine Gruppe von seltenen Erbkrankheiten, die durch pathogene Varianten in verschiedene...

Mehr erfahren
DPD-Defizienz, hereditäre (hereditäre Thymin-Uracilurie)

Die DPD-Defizienz ist eine genetische Störung, die den Pyrimidin-Stoffwechsel beeinträchtigt. Sie wird durch pathogene Varianten im DPYD-Gen...

Mehr erfahren
Fettstoffwechselstörungen

Fettstoffwechselstörungen gehören zu den Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die die häufigste Todesursache in Deutschland ...

Mehr erfahren
Glutarazidurie Typ 1

Die Glutarazidurie Typ 1 ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselstörung, die durch eine Defizienz des Enzym Glutaryl-CoA-Dehydroge...

Mehr erfahren
Glycin-Enzephalopathie

Wissenschaftliche Informationen zum Parameter folgen in Kürze.

Mehr erfahren
Harnstoffzyklus-Defekte

Störungen im Harnstoffzyklus führen zu einer Hyperammonämie. Der Defekt kann an verschiedenen Stellen im Zyklus auftreten und ist durch die ...

Mehr erfahren
Isovalerianazidämie

Die Isovalerianazidämie ist eine schwere autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, die durch pathogene Varianten im IVD-Gen beding...

Mehr erfahren
Lysinurische Proteinintoleranz

Wissenschaftliche Informationen zum Parameter folgen in Kürze.

Mehr erfahren
Methylmalonazidurie, Vitamin B12-resistent

Die Vitamin B12-resistenten Methylmalonazidurie ist eine sehr seltene autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, die durch eine Anh...

Mehr erfahren
Mevalonatkinase-Defizienz (MKD)

Die Mevalonatkinase-Defizienz (MKD) äußert sich klinisch in Mevalonazidurie (MA) und Hyper-IgD-und-periodische-Fiebersyndrom (HIDS), wobei d...

Mehr erfahren
MODY (Maturity-onset diabetes of the young)

Der MODY-Diabetes (Maturity-onset Diabetes of the Young) ist eine autosomal-dominant vererbte Diabetesform, die bis zu 5% aller Diabetesfäll...

Mehr erfahren
Phenylketonurie (PKU), Hyperphenylalaninämie (HPA)

Die autosomal-rezessiv vererbte Phenylketonurie ist die häufigste genetisch bedingte Störung des Aminosäurestoffwechsels. Ursächlich sind pa...

Mehr erfahren
Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase-Mangel

Wissenschaftliche Informationen zum Parameter folgen in Kürze.

Mehr erfahren
Porphyrie

Porphyrien sind eine durch Enzymdefekte bedingte Störung der Häm-Biosynthese, die zu Ablagerungen von Intermediärprodukten im Gewebe führt. ...

Mehr erfahren
Propionazidämie

Die Propionazidämie ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der Organoazidopathien. Der Erkrankun...

Mehr erfahren
Tyrosinämie Typ I

Die Tyrosinämie Typ I ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der Aminosäurestoffwechseldefekte. Sie wird...

Mehr erfahren

Lochhamer Str. 29
82152 Martinsried

Kontakt

Service
Genetische Beratung
Unternehmen
Alle Rechte vorbehalten © Medicover Diagnostics
|