Hypoalphalipoproteinämie
Das primäre HDL-Mangel-Syndrom, auch bekannt als Hypoalphalipoproteinämie, ist eine Erkrankung, bei der eine Bildungs-, Reifungs- oder Metabolisierungsstörung der HDL-Partikel zu niedrigen HDL-Cholesterinwerten führt. Drei Hauptgene sind hierbei betroffen: LCAT (Lecithin-Cholesterin Acyltransferase), APOA1 (Apolipoprotein A-I) und ABCA1 (ATP-binding Cassette Transporter 1). Pathogene Varianten in diesen Genen können zu verschiedenen klinischen Erscheinungen führen, wie LCAT-Defizienz, Apo A-I-Defizienz und Tangier-Erkrankung, wobei jeweils ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten besteht. Typische Merkmale umfassen unreife HDL-Vorstufen im Plasma, Lipidablagerungen in Organen und Hornhauttrübungen.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Primäre Hypoalphalipoproteinämie (HDL-Cholesterin < 10 mg/dl) wird durch eine Bildungs-, Reifungs- oder Metabolisierungsstörung der HDL-Partikel hervorgerufen. Typisch für HDL-Mangelzustände sind das Auftreten von unreifen HDL-Vorstufen im Plasma und Lipidablagerungen in parenchymatösen Organen und der Cornea (Hornhauttrübungen, nicht zu verwechseln mit Arcus lipoides). Im Wesentlichen sind pathogene Varianten in drei Genen für die Störung verantwortlich:
- Lecithin-Cholesterin Acyltransferase (LCAT), ein Glykoprotein, das von der Leber gebildet und sezerniert wird, ist für die Veresterung von freiem Cholesterin im Plasma zuständig. Varianten im LCAT-Gen führen zu LCAT-Defizienz oder Fish Eye Disease. Das Koronarrisiko ist bei homozygoten Anlageträgern wahrscheinlich erhöht.
- Apolipoprotein A-I (Apo A-I), ein Strukturprotein der HDL-Partikel, ist der wichtigste Cofaktor für die LCAT-Aktivierung. Apo A-I-Defizienz ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für KHK assoziiert.
- ATP-binding Cassette Transporter 1 (ABCA1), ein Membranprotein, ist am Cholesterin-Efflux aus der Zelle beteiligt. Heterozygote Varianten im ABCA1-Gen führen zu einem HDL-Mangel, homozygote Merkmalsträger erkranken an der sehr seltenen autosomal-rezessiv vererbten Tangier-Erkrankung mit orangefarbenen Tonsillen, Hepatosplenomegalie und Neuropathie. Das Koronarrisiko ist moderat erhöht.