Hyper-IgM-Syndrome (HIGM)

Synonyme: -
Material
Untersuchungsdauer
Untersuchungsauftrag
Methode
Standort
benötigte Unterlagen
Ansprechpartner
Kurzbeschreibung

Die Hyper-IgM-Syndrome (HIGM) sind genetisch diverse Erkrankungen mit gestörtem Immunglobulin-Klassenwechsel, wodurch niedrige IgG und IgA, aber normales oder erhöhtes IgM im Serum vorkommen. Dies führt zu einem Immundefekt mit Anfälligkeit für bakterielle Infektionen; einige Formen weisen zudem T-Zell-Defizite und ein erhöhtes Krebsrisiko auf. Es sind fünf HIGM-Subtypen bekannt, die durch verschiedene genetische Defekte charakterisiert sind, wobei HIGM1 mit ca. 80% der Fälle am häufigsten auftritt.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Hyper-IgM-Syndrome (HIGM) bilden eine Gruppe seltener genetisch diverser Erkrankungen, die charakterisiert sind durch niedrige oder fehlende Serumlevel an IgG und IgA bei normalem oder erhöhtem IgM und normalen B-Zellzahlen. Ursächlich liegt eine Störung des Immunglobulin-Klassenwechsels, teilweise kombiniert mit einer Störung der somatischen Hypermutation zugrunde. Somit entsteht zunächst ein humoraler Immundefekt mit einer erhöhten Suszeptibilität gegenüber bakteriellen sino-pulmonaren Infektionen. Bei einzelnen Formen der Erkrankung (HIGM1, HIGM3) besteht zusätzlich eine Defizienz der T-Zellfunktionen, so dass auch opportunistische Infektionen und ein erhöhtes Malignomrisiko hinzutreten.

Bisher sind 5 HIGM-Subtypen beschrieben:

HIGM1: CD40LG-Gen (X-chromosomal)

HIGM1 ist die häufigste Form des HIGM und liegt bei ca. 80% der männlichen Betroffenen vor. Der CD40-Ligand wird auf T-Zellen nach Antigenstimulation exprimiert; seine Interaktion mit dem CD40-Rezeptor auf B-Zellen ist essentiell für den Klassenwechsel von IgM zu IgG, IgE oder IgA. Ein anderer X-chromosomal vererbter Defekt mit dem Phänotyp eines Hyper-IgM Syndroms wird verursacht durch pathogene Varianten im IKBKG-Gen, kodierend für den NF-kB essential modulator (NEMO). Beim NEMO-Defekt liegt jedoch zudem eine anhydrotische ektodermale Dysplasie vor.

HIGM2: AICDA-Gen (autosomal-rezessiv)

Defekte der aktivierungsinduzierten Cytidin-Desaminase führen zu Störungen des Ig-Klassenwechsels und der somatischen Hypermutation, so dass keine spezifischen und hochaffinen Antikörper gebildet werden können. Opportunistische Infektionen wie bei kombinierten Immundefekten wurden bislang nicht beschrieben, ebenso keine Häufung von Malignomen; dagegen sind Autoimmunerkrankungen häufig. Zudem besteht eine Lymphoproliferation mit Lymphadenopathie.

HIGM3: CD40-Gen (autosomal-rezessiv)

Der CD40-Rezeptor wird konstitutiv auf B-Zellen/antigenpräsentierenden Zellen exprimiert. HIGM3 entspricht in Klinik und Schweregrad dem HIGM1.

HIGM4:

HIGM4 bildet eine Gruppe von Patienten, die sich molekular keinem der anderen Subtypen zuordnen lassen. HIGM4 ist mit eingeschränktem Subklassenwechsel, aber eher milden Verläufen assoziiert. Die somatische Hypermutation ist erhalten.

HIGM5: UNG-Gen (autosomal-rezessiv)

Das UNG-Gen kodiert für die Uracil-DNA Glycosylase, die den DNA-Reparaturmechanismus während des Klassenwechsels initiiert. Der HIGM5-Phänotyp ähnelt HIGM2.

Hyper-IgM-Syndrome (HIGM)
4 Gene
AICDA
CD40
CD40LG
UNG


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
Hyper-IgM-Syndrom Typ I (HIGM1), X-chromosomalD80.5CD40LG300386
Hyper-IgM-Syndrom Typ II (HIGM2)D80.5AICDA605257
Hyper-IgM-Syndrom Typ III (HIGM3)D80.5CD40109535
weitere Inhalte anzeigen
Literatur

letzte Aktualisierung: 12.7.2024

Verwandte Diagnostik

Agammaglobulinämie hereditär

Die angeborene Agammaglobulinämie ist durch einen Mangel an Serumantikörpern und B-Zellen gekennzeichnet, was zu schweren bakteriellen Infek...

Mehr erfahren
Autoimmun-Polyendokrinopathie-Candidiasis-Ektodermaldystrophie-Syndrom Typ I (APECED)

Das APECED-Syndrom ist eine autosomal-rezessiv vererbte Autoimmunerkrankung, verursacht durch pathogene Varianten im AIRE-Gen. Die Krankheit...

Mehr erfahren
Chronische Granulomatose

Chronische Granulomatose ist eine seltene, genetisch bedingte Immunstörung, die durch eine beeinträchtigte Funktion der Phagozyten gekennzei...

Mehr erfahren
Defekte der Leukozytenmotilität

Wissenschaftliche Informationen zum Parameter folgen in Kürze.

Mehr erfahren
Immundefekterkrankungen

In Europa leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit angeborenen primären Immundefekten (PID), von denen viele trotz moderner Therapien unter sch...

Mehr erfahren
Kombinierte T- und B-Zellimmundefekte

Kombinierte Immundefekte (CID), einschließlich der schweren kombinierten Immundefekte (SCID), sind genetische Störungen, hauptsächlich chara...

Mehr erfahren
Neutropenien, kongenitale

Schwere kongenitale Neutropenien (SCN) sind seltene Störungen der Blutbildung, die durch niedrige Neutrophilenzahlen im Blut gekennzeichnet ...

Mehr erfahren
Shwachman-Bodian-Diamond-Syndrom (SBDS)

Das Shwachman-Bodian-Diamond-Syndrom (SBDS) ist eine seltene genetische Erkrankung, die exokrine Pankreasinsuffizienz, hämatologische Störun...

Mehr erfahren
Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS)

Das Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS) ist ein primärer Immundefekt, der durch Thrombozytopenie, Ekzem und Infektionen gekennzeichnet ist und B- ...

Mehr erfahren
X-gebundenes lymphoproliferatives Syndrom (XLP1)

Das X-chromosomale lymphoproliferative Syndrom (XLP1) ist eine primäre Immundefizienz, die besonders auf eine EBV-Primärinfektion reagiert u...

Mehr erfahren

Lochhamer Str. 29
82152 Martinsried

Kontakt

Service
Genetische Beratung
Unternehmen
Alle Rechte vorbehalten © Medicover Diagnostics
|