Amyloidosen sind eine Gruppe von Krankheiten, die durch die Ablagerung fehlgefalteter Proteine, genannt Amyloid, in Organen verursacht werden. Es gibt sowohl erworbene als auch erbliche Formen, wobei die häufigsten Amyloidosen die Alzheimer-Krankheit und Typ-II-Diabetes betreffen. Die genaue Diagnose ist entscheidend für eine spezifische Therapie, da jede Amyloidklasse und jedes Syndrom eine individuelle Behandlung erfordert. Die Transthyretin-Amyloidose (ATTR) ist die häufigste erbliche Form der Amyloidosen und wird durch pathogene Varianten im TTR-Gen verursacht.
Unter den Amyloidosen versteht man eine heterogene Gruppe von Krankheiten, bei denen im Extrazellularraum fehlgefaltete Proteine in Fibrillenform, genannt Amyloid, abgelagert werden, die durch stete Anhäufung zum Funktionsverlust von Organen und zum frühzeitigen Tode führen. Die generalisierten Amyloidosen sind praktisch immer fatal. Das als Amyloid abgelagerte jeweilige Protein bestimmt die Amyloidklasse, von denen es heute über 25 gibt. Auch innerhalb einer Klasse gibt es verschiedene Syndrome, welche die Klinik der Amyloidosen sehr komplex erscheinen lässt. Es gibt lokale, organlimitierte und generalisierte Amyloidosen, deren unterschiedliche Pathogenese eine individuelle Therapie erfordert. Eine präzise Diagnostik ist daher die Vorraussetzung für eine spezifische Therapie.
Neben den erworbenen Formen der Amyloidose (z.B. in Folge eines Malignoms oder einer chronisch-entzündlichen Erkrankung) sind erbliche Formen beschrieben, die meist einem autosomal-dominanten Erbgang folgen. Die häufigsten Amyloidosen betreffen die Alzheimer Erkrankung und den Typ II-Diabetes. Unter den generalisierten Formen sind die Amyloidosen bei monoklonalen Gammopathien (ALλ, ALκ, AHγ) und die Amyloidosen vom Transthyretin-Typ-(ATTR) die häufigsten. Bei den Letzteren gibt es zwei Gruppen, einmal die sporadische Altersamyloidose vom ATTR-Typ mit vor allem kardialen Symptomen und zum anderen die hereditäre ATTR-Amyloidose, die nicht nur in jüngeren Jahren auftritt, sondern auch unter dem Bild der familiären Polyneuropathie mit progredienter, aufsteigender Polyneuropathie, Kardiomyopathie, Herzrhythmusstörung, Diarrhöe und Malabsorption einhergeht. Bei den AA-Amyloidosen, die durch chronische Entzündungen verursacht sind, findet sich Amyloid hauptsächlich in den parenchymatösen Organen wie Milz, Niere, Leber und Darm.
Die Diagnostik der Amyloidose erfolgt in drei Schritten:
Die häufigste erbliche Form der Amyloidosen ist die Transthyretin-Amyloidose (ATTR). Sie wird durch pathogene Varianten im TTR-Gen verursacht und folgt einem autosomal-dominanten Erbgang. Die häufigste ursächliche Variante ist p.(Val50Met) (portugiesisch japanische Form). Das TTR-Gen codiert für das Serumprotein Transthyretin (Präalbumin). Bis heute sind über 80 krankheitsverursachende Varianten in diesem Gen bekannt, die zu einer Amyloidose führen. Da die Leber der Hauptsyntheseort des Transthyretins ist, war bislang eine Lebertransplantation die einzig effektive Therapie der ATTR-Amyloidose. Mit Tafamidis steht seit Ende 2011 ein Wirkstoff zur Verfügung, der die Tetramerkonfiguration von TTR stabilisiert. In Folge dessen wird die Amyloidbildung reduziert. Tafamidis ist für die Behandlung von Patienten mit TTR-bedingter Polyneuropathie im Stadium 1 (gehfähig ohne regelmäßigen Gebrauch von Gehhilfen) in Deutschland zugelassen.
Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die hereditären Amyloidosen, die sich nicht nur in der Organmanifestation unterscheiden, sondern auch über die verschiedenen Mutationen, über die jede der heriditären Amyloidosen sehr präzise diagnostiziert werden kann. Der molekulargenetische Nachweis der jeweiligen Mutationen ist daher wichtig für die Prognose und die individuelle Therapie.
Nr. | Protein (Amyloidklasse) | Bezeichnung der Amyloidkrankheit | Klinik und Organbefall, Krankheiten (sporadische Amyloidosen in Klammern) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1 | Amyloid-A1,2 (AA) | Familiäres Mittelmeerfieber FMF Typ I FMF Typ II Muckle-Wells-Syndrom (MWS) Verschiedene periodische Fiebersyndrome (TRAPS) | (Reaktive Amyloidose) Periodische Polyserositis, generalisierte Amyloidose Beginn asymptomatisch, später Amyloidose Periodisches Fieber, Innenohrschwerhörigkeit, Urtikaria, generalisierte Amyloidose Periodische Fieber, z.T. generalisierte Amyloidose | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2 | Immunglobuline (AL, AH) | Hereditäre monoklonale Gammopathien | (bei monoklonalen Gammopathien) Erbliche AL-Amyloidose (sehr selten) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3 | Transthyretin (ATTR) | Familiäre Amyloid-Polyneuropathie Familiäre Amyloid-Kardiomyopathie (> 80 verschiedene Mutationen) | (Senile systemische Amyloidose) Autonome und sensomotorische Polyneuropathie, z.T. mit Beteiligung von Niere, Herz, Haut, Leptomeningen und Auge je nach Mutationstyp | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
weitere Inhalte anzeigen |
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
Transthyretin Amyloidose (ATTR) | E85.2 | TTR | 176300 |
letzte Aktualisierung: 12.7.2024