Arrhythmogene Herzerkrankungen umfassen primäre Arrhythmiesyndrome, die durch Ionenkanalerkrankungen des Herzmuskels charakterisiert sind, sowie Kardiomyopathien mit Arrhythmierisiko. Zu den häufigsten Ionenkanalerkrankungen gehören das Long-QT-Syndrom, das Brugada-Syndrom und die catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie, während bei den Kardiomyopathien die hypertrophe, dilatative und arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie hervorzuheben sind. Die meisten dieser Erkrankungen werden autosomal-dominant vererbt. Eine genetische Diagnostik bekannter Gene mittels NGS kann zur Diagnosesicherung, Prognose oder Therapie beitragen.
Schematische Darstellung der phänotypischen und genetischen Heterogenität bei arrhythmogenen Erkrankungen.Die einzelnen Subpanels sind farblich voneinander abgegrenzt, “Core Genes” werden beim Auswählen des Panelsfett gedruckt (Gene bei HCM/DCM: blau = nur HCM; violett = nur DCM; schwarz = HCM und DCM).
Zu den arrhythmogenen Herzerkrankungen zählen zum einen die primären Arrhythmiesyndrome, bei denen es sich um die Ionenkanalerkrankungen des Herzmuskels handelt, und zum anderen die Kardiomyopathien mit Arrhythmierisiko. Die drei häufigsten Ionenkanalerkrankungen sind das Long-QT-Syndrom (LQTS), das Brugada-Syndrom (BrS) und die catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT). Bei den Kardiomyopathien sind die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), die dilatative Kardiomyopathie (DCM) sowie die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC) von besonderer Bedeutung. Die meisten Formen dieser Erkrankungen folgen einem autosomal-dominanten Erbgang mit unvollständiger Penetranz und variabler Ausprägung. Die wichtigsten ursächlichen Gene sind bereits seit einigen Jahren bekannt. Eine genetische Diagnostik wird in den meisten Fällen als sinnvoll erachtet (s. Ackerman et al, Europace 13:1077, 2011). Sie dient häufig zur Diagnosesicherung, kann aber auch prognostische oder therapeutische Bedeutung haben. Nach Identifikation der ursächlichen Mutation beim Indexpatienten ist die gezielte Analyse der Blutsverwandten von besonderem Nutzen bei den Ionenkanalerkrankungen. Aufgrund der therapeutischen Konsequenzen wird die prädiktive Diagnostik auch bei Minderjährigen uneingeschränkt empfohlen. Bei den Kardiomyopathien hingegen sollte die Indikation zur prädiktiven Diagnostik insbesondere bei Minderjährigen im Rahmen der genetischen Beratung sorgfältig abgewogen werden. Einerseits kann es für die Interpretation einiger Mutationen hilfreich sein, die Segregation in der Familie zu überprüfen. Andererseits ist aufgrund der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten (Ausnahme: DCM mit LMNA-Mutation) der Nachweis einer Mutation eher belastend.