Rezidivierende Aborte können durch Antiphospholipid-Antikörper, pathogene Varianten in Gerinnungsfaktor-Genen und durch den Annexin 5 (ANXA5) M2-Haplotyp verursacht werden. Dieser Haplotyp, gekennzeichnet durch vier spezifische SNPs im ANXA5-Gen, führt zu einer Reduktion der ANXA5-mRNA um etwa 42% und ist mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für wiederholte Fehlgeburten assoziiert. Sowohl mütterliche als auch väterliche M2-Haplotypen erhöhen das Risiko für rezidivierende Aborte. Die Identifizierung von M2-Haplotypträgern bei Paaren mit Kinderwunsch und die Gabe von niedermolekularem Heparin können als prophylaktische Maßnahmen in Betracht gezogen werden.
Eine bekannte Ursache von rezidivierenden Aborten sind u.a. zirkulierende Antiphospholipid-Antikörper, welche durch Thrombosen in den Blutgefäßen der Plazenta einen Schwangerschaftsverlust induzieren können. Auch Mutationen im Gerinnungsfaktor 5- und Prothrombin-Gen erhöhen das Abortrisiko um das 3-6-fache. Ebenso ist das Auftreten eines bestimmten Haplotyps des Annexin 5 (ANXA5)-Gens mit einem mehr als zweifach erhöhten Risiko für rezidivierende Aborte assoziiert.
Das ANXA5-Protein lokalisiert in den plazentaren Villi, speziell auf der Oberfläche von Synzytiotrophoblasten, wo es an der lokalen Regulation der Blutgerinnung beteiligt ist. Die Präsenz von 4 Einzelnukleotidaustauschen (engl., single nucleotide polymorphisms, SNPs) im Promotor und Exon 1 des ANXA5-Gens resultiert in einer Reduktion der ANXA5-mRNA-Menge um ca. 42%. Der Einfluss dieser Verringerung auf die Proteinmenge und deren Funktionalität ist noch nicht abschließend geklärt. Jedoch konnte in zwei unabhängigen Vergleichsstudien mit deutschen und japanischen Patienten (mit mehr als 2 rezidivierenden Aborten in der Vergangenheit; 70 deutsche und 243 japanische Patienten) eine signifikante Assoziation zwischen dem Auftreten von vier SNPs (sog. M2-Haplotyp) und rezidivierenden Fehlgeburten identifiziert werden. Im Rahmen einer weiteren Studie wurde diese Assoziation bestätigt und konnte auch auf den paternalen Genotyp ausgeweitet werden: sowohl ein väterlicher, als auch ein mütterlicher M2-Haplotyp stellt einen Risikofaktor für rezidivierende Aborte dar. Bei Patientenpaaren mit Kinderwunsch und wiederholten Fehlgeburten ist deshalb die Identifizierung der männlichen und weiblichen M2-Haplotypträger wichtig. Die Gabe von niedermolekularem Heparin stellt eine potenzielle Prophylaxe bei Paaren mit ANXA5 M2-Haplotyp dar.
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
Rezidivierende Aborte | N96 | ANXA5 | 131230 |